Zitiervorschlag: Albrecht, C., Frindt, I. & Gischas, B. (2021): „Stufenmodell des Lesens von Bildern, Ikonischen Zeichen und Symbolen.“ Abgerufen von URL: https://wsd-bw.de/doku.php?id=wsd:lesen_schreiben:bilder_ikonische_zeichen_symbole, CC BY-SA 4.0
Für eine möglichst differenzierte Darstellung der Stufen des Lesens präzisiert die WSD die Präliteral-symbolische Stufe nach Günther um Elemente des erweiterten Lesebegriffs nach Koch. Hierbei werden die Stufen Bilderlesen, Lesen von ikonischen Zeichen und Lesen von Symbolen als Untergliederung der Präliteral-symbolischen Stufe eingeführt.
Die folgende Abbildung stellt diese Synopse grafisch dar.
Zitiervorschlag: Grafik „Stufenmodelle des Lesens im Vergleich“ von Albrecht, C. (2021). Abgerufen von URL: https://wsd-bw.de/doku.php?id=wsd:wsd:lesen_schreiben:koch#stufenmodelle_des_lesens_im_vergleich, CC BY-SA 4.0
Hierbei handelt es sich um das Lesen von konkreten Abbildungen mit größtmöglicher Ähnlichkeit zur bezeichneten Person, zu einem Objekt oder einer Situation in Form von Fotos oder Zeichnungen.
Ikonische Zeichen haben ein gewisses Maß an Ähnlichkeit mit der bezeichneten Sache. Sie stehen dazu unmittelbar wahrnehmbar in einer Beziehung. Der Grad der Ähnlichkeit kann variieren. Koch unterscheidet daher innerhalb der Stufe zwischen dem Lesen von Bildern und anderen ikonischen Zeichen, obwohl hier „nur marginal steigende und schwer voneinander abzugrenzende Anforderungen bestehen“ (Ratz 2013, 348).
Symbole sind willkürlich festgelegte Zeichen ohne Ähnlichkeit mit der bezeichneten Sache. Als eine Form des Symbollesens sieht Koch auch das logographische Lesen. Hier wird das Wort rein visuell aufgrund optischer Merkmale erkannt. Das Lesen von Symbolen stellt eine deutlich höhere Anforderung dar.
Ungelöst bleibt die zeichentheoretische Fragestellung, wo genau die Grenze zwischen symbolischer und ikonischer Darstellung verläuft. „Wann verliert ein Zeichen die Ikonizität und wird zum Symbol oder wie sind Zeichen mit gleichzeitig ikonographischen und symbolischen Elementen einzuordnen? Von daher ist die klare Trennung zwischen Symbollesen und dem Lesen von ikonischen Zeichen im erweiterten Stufenmodell des Schriftspracherwerbs vorrangig aus darstellungstechnischen Gründen zu sehen“ (Koch 2008, 49f).
Bereits Thamm (1999) kritisierte den Begriff des Situationslesens und argumentierte mit zeichentheoretischen Überlegungen, da in der Situation keine Leistungen des Dekodierens erforderlich sind. Thamm schlägt daher vor, das Situationslesen als Vorstufe zum Lesen und Schreiben von Bildern, Ikonischen Zeichen und Symbolen aufzufassen.
Das Situationslesen ist nach Ratz (2013) zu weit entfernt von Anforderungen des Lesens, als dass es sinnvoll in ein Entwicklungsmodell des Lesens integriert werden könnte.
In der WSD wird das Situationslesen daher nicht dem Zweig Lesen und Schreiben zugeordnet.
Hublow, C. et al. (1978). Lesenlernen mit Geistigbehinderten. Zeitschrift für Heilpädagogik, 29/1, 23-28.
Hublow, C. (1985). Lebensbezogenes Lesenlernen bei geistig behinderten Schülern. Geistige Behinderung, 24/2, Praxisteil.
Hublow, C. (1977). Lesenlernen – ein heißes Eisen? Lebenshilfe 16/4, 200-210.
Koch, A. (2008). Die Kulturtechnik Lesen im Unterricht für Schüler mit geistiger Behinderung: Lesen lernen ohne Phonologische Bewusstheit?. Gießen: Justus-Liebig-Universität Gießen. Verfügbar unter: http://geb.uni-giessen.de/geb/volltexte/2008/6247/.
Ratz, C. (2013). Zur aktuellen Diskussion und Relevanz des erweiterten Lesebegriffs. Empirische Sonderpädagogik 4, 343-360.
Thamm, J. (1999). Fachdidaktische Grundlagen. In Schurad, H., Schumacher W., Stabenau, I. & Thamm, J. (Hrsg.), Curriculum Lesen und Schreiben für den Unterricht an Schulen für Geistig- und Körperbehinderte (S. 43-69). Oberhausen: Athena