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Diagnostische Methoden - Körperfunktionen

Zitiervorschlag: Stecher, M., Brandstetter, R., Annecke, L. (2022). „Diagnostische Methoden - Körperfunktionen“. Abgerufen von URL:https://wsd-bw.de/doku.php?id=wsd:diagn_methoden_koerperfunktionen:start|, CC BY-SA 4.0

Diagnostische Verfahren zur Erhebung diagnostischer Daten im Bereich der Körperfunktionen

Unter folgendem Link sind verschiedene Verfahren zur Erhebung diagnostischer Daten im Bereich der Körperfunktionen, insbesondere Verfahren zur Überprüfung der mentalen Funktionen, aufgeführt. Diese stellen selbstverständlich lediglich eine Auswahl dar. Ein Anspruch auf Vollständigkeit kann nicht bestehen.

Verfahren zur Erhebung diagnostischer Daten im Bereich der Körperfunktionen

Hinweise zur Auswahl eines diagnostischen Verfahrens

Bei der Auswahl eines Verfahrens sind grundsätzlich folgende Aspekte zu beachten:

  • Die Entscheidung für ein Verfahren erfolgt stets in Abhängigkeit von der diagnostischen Fragestellung.
  • Die Entscheidung für ein Verfahren bzw. dessen Adaption erfolgt in Abhängigkeit von den Zugangsfertigkeiten des einzelnen Kindes oder der:des einzelnen Jugendlichen. Weiterführende Informationen dazu finden Sie hier.
  • Die Entscheidung für ein Verfahren erfolgt außerdem unter Berücksichtigung der Gütekriterien (Objektivität, Reliabilität,Validität).
  • In jedem Verfahren sind unterschiedliche (mentale) Funktionen repräsentiert.
  • Nicht alle für eine diagnostische Fragestellung relevanten (mentalen) Funktionen sind notwendigerweise in ein und demselben Verfahren repräsentiert.

Hinweise zum diagnostischen Vorgehen bei Mehrsprachigkeit

  • Bei der Auswahl diagnostischer Verfahren sollte bei Mehrsprachigkeit insbesondere die Zugangsfertigkeit Sprachverständnis (Anweisungsverständnis) sowie die Kulturfairness (z.B. Umgang mit Puzzles) berücksichtigt werden.
  • Die Möglichkeit, diagnostische Verfahren zu adaptieren, sollte bei Mehrsprachigkeit ggf. genutzt werden.
  • Die Möglichkeit der informellen Auswertung diagnostischer Verfahren sollte ggf. genutzt werden.
  • Der Einsatz von Dolmetscher:innen/ Kolleg:innen, die Kenntnisse der Erstsprache besitzen, sollte ggf. genutzt werden.
  • Die Kontaktmonate mit der deutschen Sprache sollten bezüglich der Auswahl diagnostischer Verfahren berücksichtigt werden (z.B. LiseDaZ)
  • Bei der Überprüfung des auditiven Kurzzeitgedächtnisses (Gsm) und der auditiven Wahrnehmungsverarbeitung (Ga) müssen bei Mehrsprachigkeit ggf. die noch unbekannten Sprachstrukturen (Silbenbetonung, Lautstrukturen,…) der Zweitsprache berücksichtigt werden (z.B. Mottier-Test, Silbenklatschen, Reime erkennen).

Hinweise zur Interpretation psychometrischer Daten

Bei der Interpretation psychometrischer Daten auf Schicht 2 des CHC-Modells (Gf, Gc, Glr, Gsm, Ga, Gv, Gs, Gt, Gq) ist Folgendes zu beachten:

  • CHC-Faktoren sollten durch mindestens zwei Untertest im jeweiligen Bereich erhoben werden, andernfalls sind Interpretationen nur mit Vorsicht vorzunehmen.
  • Die Diskrepanz zwischen zwei Untertests zu einem Bereich darf nicht über den im jeweiligen Verfahren definierten Schwellenwerten liegen, sonst ist der Bereich nur eingeschränkt interpretierbar.
  • Bodeneffekte müssen erkannt, bewertet und verstanden werden. Weiterführende Informationen dazu finden Sie hier.
  • Normative Stärken und Schwächen können nur dann ausgewiesen werden, wenn Werte über/unter einer Standardabweichung vorliegen.
  • Intraindividuelle Stärken/Schwächen werden auf der Grundlage des im jeweiligen Verfahren definierten Standards ausgewiesen. Diese stellen eine signifikante Abweichung vom berechneten Mittelwert dar und müssen in Relation zur Grundrate gesehen werden.
  • Signifikate Abweichungen dürfen nur als vorsichtige Hinweise in der Hypothesenbildung verstanden werden, die mit weiteren diagnostischen Daten in Abgleich gebracht werden müssen.
  • Liegen signifikante Abweichungen vor, die auch in Bezug auf die Grundrate (in der Regel <10%) selten sind, kann dies als deutlicher Hinweis auf eine Stärke/Schwäche gewertet werden.
  • Hohe Diskrepanzen zwischen einzelnen CHC-Faktoren auf Schicht-2 des CHC-Modells (Streuung über 1,5 Standardabweichungen oder 22,5 IQ-Punkten) führen dazu, dass ein Gesamt-IQ-Wert als nicht aussagekräftig gilt.
  • Bei sprachfreien Verfahren bzw. bei der sprachfreien Durchführung von mehrdimensionalen Verfahren muss sorgfältig geprüft werden, ob unterhalb des Intelligenzquotienten (Schicht 1) Interpretationen einzelner CHC-Faktoren auf Schicht 2 des CHC-Modells vorgenommen werden können.

Allgemeine Verfahren

Intelligenztest

Sprachfreier Intelligenztest

Name des VerfahrensNormiert im AltersbereichCHC-Zuordnung
SON-R 2-8 (Nonverbaler Intelligenztest)2;0-7;11Gf, Gv
SON-R 6-40 (Nonverbaler Intelligenztest)6;0-40;11Gf, Gv
WNV (Wechsler Nonverbal Scale of Ability)4;0-21;11Gsm, Gv, Gf, Gs

Intelligenztest/Entwicklungstest

Name des VerfahrensNormiert im AltersbereichCHC-Zuordnung
BUEVA-III (Basisdiagnostik Umschriebener Entwicklungsstörungen im Vorschulalter – Version III)4;0-6;5Gsm, Ga, Gf, Gc, Gs
ids (Intelligenz- und Entwicklungsskalen für Kinder von 5-10 Jahren)5;0-11;11Gsm, Glr, Gv, Gf, Gc, Gq
ids-2 (Intelligenz- und Entwicklungsskalen für Kinder und Jugendliche)5;0-20;11Gsm, Glr, Ga, Gv, Gf, Gc, Gq, Gs

Entwicklungstest

Name des VerfahrensNormiert im AltersbereichCHC-Zuordnung
ASVK (Analyse kindlicher Sprachverstehenskontrollprozesse)3;6-4;11Gf (Sprachverstehenskontrolle/Monitoring)
BRIEF (Verhaltensinventar zur Beurteilung exekutiver Funktionen)6;0-16;0keine (Exekutive Funktionen)
BRIEF-P (Verhaltensinventar zur Beurteilung exekutiver Funktionen für das Kindergartenalter)2;0-6;11keine (Exekutive Funktionen)
ET 6-6-R (Entwicklungstest für Kinder von 6 Monaten bis 6 Jahren – Revision)2;0-6;11keine (Motorik, Kognition, Sprache, sozial-emotionale Entwicklung)
FEW-3 (Frostigs Entwicklungstest der visuellen Wahrnehmung – 3)4;0-10;11Gv (Visuelle und Visuomotorische Fähigkeiten)
FEW-2 (Frostigs Entwicklungstest der visuellen Wahrnehmung – 2)4;0-8;11Gv (Visuelle und Visuomotorische Fähigkeiten)
FEW-JE (Frostigs Entwicklungstest der visuellen Wahrnehmung – Jugendliche und Erwachsene)9;0-90;0Gv (Visuelle und Visuomotorische Fähigkeiten)
MOT 4-6 (Motoriktest für vier- bis sechsjährige Kinder)4;0-6;11keine (Motorik)

Sprachtest/Sprachentwicklungstest

Name des VerfahrensNormiert im AltersbereichCHC-Zuordnung
AVAK (Analyseverfahren zu Aussprachestörungen bei Kindern)4;0-7;0keine (Aussprache)
AWST-R (Aktiver Wortschatztest)3;0-5;5Gc (lexikalisches Wissen)
BISC (Bielefelder Screening zur Früherkennung von Lese-Rechtschreibschwierigkeiten)5;0-6;0Glr, Gsm, Ga
BiSpra 2-4 (Test zur Erfassung bildungssprachlicher Kompetenzen bei Grundschulkindern der Jahrgangsstufen 2 bis 4)Klasse 2-4Gc (lexikalisches Wissen, grammatisches Wissen, Sprachverständnis)
CELF-5 (Clinical Evaluation of Language Fundamentals – Fifth Edition)6;0-16;0Gc (lexikalisches Wissen, grammatisches Wissen, Sprachverständnis)
ESGRAF 4-8 (Grammatiktest für 4- bis 8-jährige Kinder)4;0-8;11Gc (grammatisches Wissen)
LiSe-DaZ (Linguistische Sprachstandserhebung – Deutsch als Zweitsprache)3;0-7;11Gc (lexikalisches Wissen, grammatisches Wissen, Sprachverständnis)
MORPHEUS-TB (Förderdiagnostik Rechtschreibung – Testbatterie)Klasse 4-7Gc (lexikalisches Wissen)
MuSe-Pro (Überprüfung grammatischer Fähigkeiten bei 5- bis 8-jährigen Kindern)keine NormierungGc (grammatisches Wissen)
Mottier-Test5;0-10;11Gsm (Phonologisches Kurzzeitgedächtnis)
P-ITPA (Potsdam-Illinois Test für Psycholinguistische Fähigkeiten)4;0-11;5Gsm, Ga, Gc (lexikalisches Wissen, grammatisches Wissen, Sprachverständnis)
PLAKSS II (Psycholinguistische Analyse kindlicher Aussprachestörungen-II)2;6-6;0keine (Aussprache)
PPVT-4 (Peabody Picture Vocabulary Test)3;0-16;11Gc (lexikalisches Wissen)
SET 3-5 (Sprachstandserhebungstest für Kinder im Alter zwischen 3 und 5 Jahren)3;0-5;11Gs, Gc (lexikalisches Wissen, grammatisches Wissen, Sprachverständnis)
SET 5-10 (Sprachstandserhebungstest für Kinder im Alter zwischen 5 und 10 Jahren)5;0-10;11Gs, Gc (lexikalisches Wissen, grammatisches Wissen, Sprachverständnis)
SETK-2 (Sprachentwicklungstest für zweijährige Kinder)2;0-2;11Gsm, Gc (lexikalisches Wissen, grammatisches Wissen, Sprachverständnis)
SETK 3-5 (Sprachentwicklungstest für drei- bis fünfjährige Kinder) 3;0-5;11Gsm, Gc (lexikalisches Wissen, grammatisches Wissen, Sprachverständnis)
TEPHOBE (Test zur Erfassung der phonologischen Bewusstheit und der Benennungsgeschwindigkeit)5;0-8;6Glr, Ga
TROG-D (Test zur Überprüfung des Grammatikverständnisses)3;0-10;11Gc (grammatisches Wissen, Sprachverständnis)
TSVK (Test zum Satzverstehen von Kindern)2;0-8;0Gc (grammatisches Wissen, Sprachverständnis)
WWT (Wortschatz- und Wortfindungstest für 6- bis 10-Jährige)5;6-10;11Gc (Wortschatz)

Verfahren für mehrsprachige Kinder und Jugendliche

Name des VerfahrensNormiert im AltersbereichCHC-Zuordnung
BiSpra 2-4 (Test zur Erfassung bildungssprachlicher Kompetenzen bei Grundschulkindern der Jahrgangsstufen 2 bis 4)Klasse 2-4Gc (lexikalisches Wissen, grammatisches Wissen, Sprachverständnis)
Freiburger SprachtestKlasse 1-4Gc (lexikalisches Wissen, grammatisches Wissen, Sprachverständnis)
ESGRAF-MK (Evozierte Diagnostik grammatischer Fähigkeiten für mehrsprachige Kinder)4;0-10;0Gc (grammatisches Wissen in den Erstsprachen Russisch, Türkisch, Polnisch, Italienisch, Griechisch)
LiSe-DaZ (Linguistische Sprachstandserhebung – Deutsch als Zweitsprache)3;0-7;11Gc (lexikalisches Wissen, grammatisches Wissen, Sprachverständnis)
SCREEMIK 2 (Screening der Erstsprachfähigkeit bei Migrantenkindern (Russisch-Deutsch, Türkisch-Deutsch))4;0-5;11Gc (lexikalisches Wissen, grammatisches Wissen, Aussprache in der Erstsprache Russisch/Wortschatz und Grammatik in der Erstsprache Türkisch)
SCREENIKS (Screening der kindlichen Sprachentwicklung)4;0-7;11Gc (lexikalisches Wissen, grammatisches Wissen)

Spezifische Verfahren für blinde Kinder und Jugendliche

Name des VerfahrensNormiert im AltersbereichCHC-Zuordnung
ITVIC-D (Intelligence test for visually impaired children - Deutsche Bearbeitung)6;0-15;0Glr, Gf, Gc, Gh
Tactual Profilekeine NormierungGh (taktile Wahrnehmungsverarbeitung)

Literatur

Renner, G. & Mickley, M. (2010). Intelligenztheorie für die Praxis: Auswahl, Anwendung und Interpretation deutschsprachiger Testverfahren für Kinder und Jugendliche auf Grundlage der CHC-Theorie. Klinische Diagnostik und Evaluation, 3, 447-466.

Renner, G. & Scholz, M. (2022). Fair oder nicht fair, das ist hier die Frage!. Die Sicherung der Testfairness als Aufgabe der sonderpädagogischen Diagnostik. In: Gebhardt, M. & Scheer D. et al (Hrsg.). Handbuch der sonderpädagogischen Diagnostik. Grundlagen und Konzepte der Statusdiagnostik, Prozessdiagnostik und Förderplanung.


Layout und Gestaltung: Christian Albrecht, Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung (ZSL) Baden-Württemberg

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