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Modelle zur Kommunikationsentwicklung nach Bloom/Lahey und Rowland
Zitiervorschlag: Stecher, M. (2022). „Modelle zur Kommunikationsentwicklung nach Bloom/ Lahey und Rowland.“ Abgerufen von URL:https://wsd-bw.de/doku.php?id=wsd:kommunikation:bloom_lahey, CC BY-SA 4.0
Kommunikation im Hinblick auf Inhalt, Funktion und Form
Leber (2017) unterscheidet bezugnehmend auf das im Folgenden dargestellte Modell von Bloom und Lahey zwischen Inhalt, Form und Funktion von Kommunikation.
Zitiervorschlag: „Kommunikation im Hinblick auf Inhalt, Funktion und Form“ von Fröhlich, N. nach einer Idee von Leber, I., Symbole: © Metacom, Kitzinger, A. (2022). Abgerufen von URL: https://wsd-bw.de/doku.php?id=wsd:kommunikation:bloom_lahey
Inhalte: Über was kommunizieren wir?
- Unsere eigenen Interessen
- Die Interessen unserer Kommunikationspartner:innen
Um über diese Inhalte zu kommunizieren benötigen wir ein Vokabular, bestehend aus Nomen, Verben, Adjektiven, Zeitbegriffen, Fragewörtern, Funktionswörtern usw. (vgl. Leber 2017).
Form: Wie kommunizieren wir?
- Körpereigene Formen (Gesten, Laute, Mimik und Körperhaltung)
- Lautsprache
- Schriftsprache (Briefe, E-Mails, SMS,…)
Funktion: Wozu kommunizieren wir?
- Fordern oder Ablehnen (Aufmerksamkeit, Gegenstände, Handlungen)
- Teilen (von Erlebnissen berichten, Geschichten erzählen, Witze machen, etwas kommentieren, Meinungen äußern, Gefühle äußern)
- Informieren (andere auf etwas hinweisen, Fragen stellen, Fragen beantworten)
Rowland (2011; 2015) differenziert bezüglich der für die Kommunikation relevanten Funktionen folgende vier Intentionen:
- Handlungen und Dinge ablehnen
- Bekommen, was man möchte
- Die Beteiligung an sozialer Interaktion
- Informationen weitergeben oder erhalten
Zitiervorschlag: „Intentionen von Kommunikation“ von Scholz, M. (2022), unveröffentlicht in Anlehnung an Rowland (2011) – Piktogramme aus Sclera NPO (2011). Abgerufen von URL: https://wsd-bw.de/doku.php?id=wsd:kommunikation:bloom_lahey
In der folgenden Grafik sind den kommunikativen Intentionen nach Rowland (2011; 2015) Beispiele zugeordnet, die exemplarisch aufzeigen, wie sich diese in der Kommunikation konkret zeigen:
Zitiervorschlag: „Intentionen von Kommunikation mit Beispielen“ von Scholz, M. (2022), unveröffentlicht in Anlehnung an Rowland (2011). Abgerufen von URL: https://wsd-bw.de/doku.php?id=wsd:kommunikation:bloom_lahey
Wie entwickelt sich Kommunikation?
Betrachtet man die aktuell diskutierten Modelle zur Kommunikationsentwicklung, zeigt sich, dass diese in der Regel von folgenden, drei aufeinanderfolgenden Phasen ausgehen (Scholz & Stegkemper 2022):
- Eine vorintentionale bzw. vorkommunikative Phase (Kinder erkennen noch nicht, dass sie mithilfe von Signalen in ihrer Umwelt etwas bewirken können)
- Eine Phase intentional-vorsymbolischer Kommunikation (Kinder kommunizieren bereits zielgerichtet, jedoch noch ohne die Nutzung von Symbolen)
- Eine Phase intentional-symbolischer Kommunikation (Kinder kommunizieren mittels konkreter oder abstrakter Symbole (Sprache, Gebärden, Piktogramme)
Im Folgenden werden diese drei Phasen anhand des Entwicklungsmodells von Rowland (2011) detaillierter dargestellt:
Entwicklungsmodell nach Rowland
Rowland (2011) unterscheidet in seinem Modell zur Kommunikationsentwicklung folgende sieben Phasen (Scholz & Stegkemper 2022):
- Phase 1: Vorintentionale Verhaltensweisen – vorintentionale Kommunikation
- Phase 2: Intentionale Verhaltensweisen – vorintentionale Kommunikation
- Phase 3: Unkonventionelle Kommunikation – intentionale vorsymbolische Kommunikation
- Phase 4: Konventionelle Kommunikation – intentionale vorsymbolische Kommunikation
- Phase 5: Konkrete Symbole – symbolische Kommunikation
- Phasen 6 und 7: Abstrakte Symbole – symbolische Kommunikation und Sprache
Die Übergänge zwischen den einzelnen Phasen sind fließend. Verhaltensweisen, die in einer früheren Phase im Zentrum der Entwicklung standen, können auch in späteren Phasen gelegentlich noch gezeigt werden.
Phase 1: Vorintentionale Verhaltensweisen – vorintentionale Kommunikation
- Die kindlichen Verhaltensweisen sind noch eher reaktiv oder reflexhaft.
- Das Kind hat noch keine Vorstellung davon, was es ausdrücken möchte bzw. dass es sich überhaupt ausdrückt.
- Die kindlichen Verhaltensweisen werden von den Bezugspersonen interpretiert (z. B. als Ausdruck von Grundbedürfnissen wie Hunger und Durst), die Bezugspersonen reagieren entsprechend.
Phase 2: Intentionale Verhaltensweisen – vorintentionale Kommunikation
- Das Verhalten des Kindes ist jetzt intentional, also zielgerichtet, z. B. schreit das Kind, weil es Hunger hat.
- Diese Verhalten ist noch nicht bewusst kommunikativ, d. h. das Kind weiß noch nicht, dass es die Kommunikationspartner:innen dazu bringen kann, ihm z. B. Essen zu geben. Aufgrund der konsequenten kommunikativen Interpretation der Bezugspersonen erlernt das Kind den Zusammenhang zwischen seinem Verhalten und der Reaktion der Umwelt.
Phase 3: Unkonventionelle Kommunikation – intentionale vorsymbolische Kommunikation
- Die kindlichen Verhaltensweisen sind nun bewusst kommunikativ, d. h. das Kind versucht, das Verhalten seiner Kommunikationspartner bewusst zu beeinflussen.
- Die Kommunikation verläuft jedoch noch unkonventionell, d. h. das Kind verwendet Zeichen, die keiner Konvention folgen.
Phase 4: Konventionelle Kommunikation – intentionale vorsymbolische Kommunikation
- Das Kind nutzt konventionelle, sozial bekannte Zeichen.
- Das Kind kann seine Aufmerksamkeit nun auf einen Kommunikationspartner und einen Gegenstand lenken.
- Intuitiv wird das Herstellen gemeinsamer Aufmerksamkeit von den Kommunikationspartnern sprachlich begleitet.
Phase 5: Konkrete Symbole – symbolische Kommunikation
- Das Kind nutzt konkrete Symbole, die eine hohe Ähnlichkeit mit dem jeweiligen Bezugsobjekt aufweisen (sog. „Stellvertreter“). Diese Stellvertreter gibt es in unterschiedlichen Modalitäten: Laute (z. B. „Wauwau“ für Hund), Gesten/Gebärden (z. B. als Aufforderung sich zu setzen wird mit der flachen Hand der Stuhl berührt), piktografische Repräsentationen (die Zeichnung eines Gegenstandes steht für den Realgegenstand).
Phasen 6 und 7: Abstrakte Symbole – symbolische Kommunikation und Sprache
- Das Kind nutzt abstrakte Symbole, zunächst einzeln (Phase 6) und später in regelgeleiteter Kombination (Phase 7).
- Im Gegensatz zu den in Phase 5 genutzten konkreten Symbolen weisen die nun verwendeten Symbole (Sprache, Gebärden, Piktogramme) i. d. R. keine Ähnlichkeit mit dem Realgegenstand auf.
Die im Folgenden dargestellte Grafik veranschaulicht abschließend, welche Intentionen von Kommunikation in der jeweiligen Entwicklungsphase zum Ausdruck gebracht werden können. Zeigt eine Person z. B. vorintentionale oder intentionale Verhaltensweisen, so kann sie Objekte und Handlungen ablehnen oder etwas verlangen, alle weitere Intentionen kann sie jedoch noch nicht ausdrücken. In allen komplexeren Entwicklungsphasen können alle kommunikativen Intentionen zum Ausdruck gebracht werden.
Zitiervorschlag: „Intentionen von Kommunikation und Entwicklungsphasen“ von Scholz, M. (2022), unveröffentlicht in Anlehnung an Rowland (2011) und Rowland & Stremel-Campbell (1987). Abgerufen von URL: https://wsd-bw.de/doku.php?id=wsd:kommunikation:bloom_lahey
Literatur
Bloom, L. & Lahey, M. (1978). Language development and language disorders. New York: Wiley
Leber, I. (2017). Kommunikation einschätzen und unterstützen. Begleitheft und Poster zu den Fördermöglichkeiten in der Unterstützten Kommunikation. Karlsruhe: von Loeper
Rowland, C. & Stremel-Campbell, K. (1987). Share and Share Alike: Conventional Gestures to Emergent Language for Learners with Sensory Impairments. In L. Goetz, D. Guess & K. Stremel-Campbell (Hrsg.). Innovative program design for individuals with dual sensory impairments. Baltimore: P.H. Brookes Pub. Co.
Rowland, C. (2011). Using the Communication Matrix to Assess Expressive Skills in Early Communicators. Communication Disorders Quarterly 32 (3)
Rowland, C. (2015). Die Kommunikationsmatrix. Deutsche Übersetzung: Scholz, M. & Jester, M.: https://communicationmatrix.org/Content/Translations/Communication_Matrix_German_FINAL.pdf
Sclera NPO (2022). Sclera Symbols. Zugriff am 10.06.2022. Verfügbar unter: www.sclera.be/
Scholz, M. & Stegkemper, J. (2022). Unterstützte Kommunikation: Grundfragen und Strategien. München: Ernst Reinhardt
Layout und Gestaltung: Christian Albrecht, Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung (ZSL) Baden-Württemberg