Dies ist eine alte Version des Dokuments!
Inhaltsverzeichnis
Adaptive Kompetenzen
Zitiervorschlag: Kopp, S. (2025). „Adaptive Kompetenzen“. Abgerufen von URL: https://wsd-bw.de/doku.php?id=wsd:selbststaendiges_leben:themenfeld:theorien_lernen:adaptiv
Adaptive Kompetenzen bezeichnen die Gesamtheit der Fähigkeiten, die es einer Person ermöglichen, sich wirksam und angemessen an die Anforderungen ihrer sozialen, materiellen und kulturellen Umwelt anzupassen. Sie umfassen erlernte Verhaltensweisen, Fertigkeiten und Strategien, die im Alltag benötigt werden, um selbstständig zu handeln, soziale Beziehungen zu gestalten und gesellschaftliche Anforderungen zu bewältigen. Adaptive Kompetenzen sind, wie die Intelligenz, ein psychologisches Konstrukt. Beide Konstrukte sind zentrale Referenzpunkte bei der Feststellung von Anspruch auf ein sonderpädagogisches Bildungsangebot. Zudem ist die Entwicklung von adaptiven Fähigkeiten ein zentrales Ziel schulischer Bildung. Schalock (zitiert nach Selmayr, 2024) beschreibt adaptive Kompetenzen als ein Zusammenwirken von alltagspraktischen, konzeptuellen und sozialen Fähigkeiten.
| Fähigkeiten | Beschreibung und Konkretisierung |
|---|---|
| Alltagspraktische Fähigkeiten | Dies sind alle Fähigkeiten, die der Bewältigung der alltäglichen Anforderungen dienen. Dazu gehören: Körperpflege, Arbeitsverhalten, Umgang mit Geld, Gesundheitsfürsorge, Mobilität und Ernährung. |
| Konzeptuelle Fähigkeiten | Dazu gehören neben dem Beherrschen der Kulturtechniken auch die Handlungsplanung, Problemlösefähigkeiten, abstraktes Denken, Umgang mit Zeit und Kommunikation sowie das Sprachverständnis. |
| Soziale Fähigkeiten | Dieser Bereich umfasst Fähigkeiten, die für die Gestaltung von Beziehungen erforderlich sind: Dazu gehören: das Einleiten und Aufrechterhalten sozialer Interaktion, emotionale Selbstregulation, Übernahme von sozialer Verantwortung, Regelbewusstsein und die Fertigkeit zwischenmenschliche Probleme zu erkennen und zu lösen. |
Adaptive Kompetenzen sind keine statischen Eigenschaften, sondern entwickeln sich im Zusammenspiel individueller Voraussetzungen und sozialen Kontextfaktoren. Individuell abgestimmte Bildungsangebote wie Handlungspläne, Kommunikationsförderung und -mittel, das strukturierte Lernen in Alltagshandlungen, Unterstützungssysteme und gesellschaftliche Teilhabemöglichkeiten spielen eine zentrale Rolle für ihre Ausprägung und Weiterentwicklung. Einschränkungen in adaptiven Kompetenzen können somit nicht ausschließlich auf individuelle Beeinträchtigungen zurückgeführt werden, sondern stehen in engem Zusammenhang mit strukturellen Barrieren und unzureichenden Bildungsbedingungen.
Adaptive Kompetenzen im Kontext Selbstständiges Leben
Im Kontext der Selbstständigkeit von Menschen besitzen adaptive Kompetenzen eine besonders hohe Relevanz. Selbstständigkeit beschreibt dabei nicht vollständige Unabhängigkeit, sondern die Fähigkeit, das eigene Leben möglichst selbstbestimmt zu gestalten und Entscheidungen über zentrale Lebensbereiche treffen zu können. Adaptive Kompetenzen bilden hierfür eine grundlegende Voraussetzung, da sie die aktive Teilnahme an Alltagssituationen, sozialen Interaktionen und gesellschaftlichen Prozessen ermöglichen. Eine gut entwickelte adaptive Kompetenz ermöglicht es, Unterstützungsangebote gezielt zu nutzen, Hilfe anzunehmen oder abzulehnen und eigene Bedürfnisse zu kommunizieren. Darüber hinaus bilden adaptive Kompetenzen eine wichtige Grundlage für Selbstorganisation und lebenslanges Lernen. Die Fähigkeit, Anforderungen zu erkennen, Handlungsstrategien zu entwickeln und das eigene Verhalten an wechselnde Situationen anzupassen, unterstützt Menschen dabei, ihre Autonomie im Rahmen individueller Möglichkeiten und sozialer Beziehungen zu erweitern.
Sarimski (2016) beschreibt auch motorische Kompetenzen als eine wesentliche Voraussetzung für eine Entwicklung adaptiver Fähigkeiten. Dies zeigt die Bedeutung der Planung und Bereitstellung von Hilfsmitteln bei der Gestaltung von Bildungsangeboten.
Literatur
Sarimski, K. (2016). Diagnostik und Förderung sozial-adaptiver Kompetenz. In: Kuhl, J. & Euker, N. (Hrsg.). Evidenzbasierte Diagnostik und Förderung von Kindern und Jugendlichen mit intellektueller Beeinträchtigung. Bern: Hogrefe, 219-248.
Selmayr, A., Kölbl, S., Dworschak, W. (2024). Adaptive Fähigkeiten von Schülerinnen und Schülern im sonderpädagogischen Schwerpunkt Geistige Entwicklung in Bayern. In: Zeitschrift für Heilpädagogik 75, 557-566.
Layout und Gestaltung: Christian Albrecht, Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung (ZSL) Baden-Württemberg